Mittwoch, 31. Juli 2013

Ein Tag in der Einsatzstelle



In den vergangenen Wochen war ich so beschäftigt, dass ich einen längst fertiggeschriebenen Eintrag nicht laden konnte. Ich bin nun zwar schon seit einigen Tagen zurück in Deutschland, wollte nun aber meinen Bericht nicht einfach so "verstauben" lassen.
Falls ihr die nachgelieferten Bilder der Elefanten, Büffel, und so weiter noch nicht gesehen habt, schaut noch mal die letzten 2 Einträge an.







Meinen Einsatz im Projekt hatte ich, wie schon beim letzten großen Bericht, in der Entbindungstation. Nach fast 3 Monaten wurde ich zur Female Ward versetzt, danach Community Health- Gemeindegesundheit und nun OPD- Aufnahme. Ich verabschiedete mich also von meinen lieb gewonnenen Kolleginnen und Kollegen.

Einer der Arbeitstage auf der Station, quasi in Elementarteilchen aufgespalten:
  

Die Kinder essen am liebsten auf dem Boden sitzend..

Augustin mit seinem Kakao und Brot

7.40 Uhr:     Nachdem ich morgens mit meiner Gastfamilie Weißbrot mit Schwarztee frühstücke, der meinen ersten Schweißausbruch einläutet, starte ich den zwanzigminütigen Arbeitsweg. Ich verabschiede mich von meiner Familie und den Nachbarn: "Me kc edjuma"- Ich geh' zur Arbeit! -> "Yoo, kc bra!" Okay, geh' und komm'! Zuerst schlängle ich mich an der hektischen Straßenkreuzung vor der Wohnung zwischen Verkauferinnen und Taxen vorbei. Einige Schritte weiter hat ein Tro- Tro bei der Passagiersuche viel zu dicht an der metertiefen Abwasserrinne geparkt und zwingt mich dazu, dazwischen auf dem Bordstein zu balancieren. Geschafft ohne reinzufallen- ich gehe weiter den Berg zum Gyetchi Market hinauf, dessen Verkäuferinnen nach und nach ihre Stände aufbauen und ihre schweren Waren aus Taxikofferräumen laden. Die Steigung und die Hitze, die schon jetzt deutlich zu spüren ist, geben mir das Gefühl die Kondition einer übergewichtigen Achtzigjährigen zu haben. Hinter der Abzweigung zum Markt führt mich die von kleinen Containerläden gesäumte Straße zum nächsten Markt, dem Mandela Market, hinunter. Mandela, weil es dort so friedlich zuginge wie das Gemüt des südafrikanischen Ex- Präsidenten es sei, hat mir mal jemand erklärt. Einige Lehrlinge der Schneidereien haben begonnen, die kleinen Eingangsbereiche zwischen den Nähmaschinen zu fegen. Im nächsten Laden werden Seife um Seife, Cremetube um Cremetube und Tomatenmarkdose um Tomatenmarkdose präzise zu kleinen Pyramiden gestapelt. Heute ist Donnerstag- also Markttag. Zahlreiche Verkäufer_innen finden sich an den umliegenden Straßen und auf dem Marktplatz selbst ein. Hinter dem Supermarkt, der im Dezember durch einen elektrischen Kurzschluss bis auf die Grundmauern niedergebrannt ist, biege ich zur Hinterseite des Marktes ein. Kinder auf ihrem Schulweg grüßen mich mit " Good morning, Madame." oder " Ooooooburoni!!" während Händler_innen große Schalen mit Gemüse, Kokosnüsse, Zuckerrohr und  Alt- oder Neukleider an der Markmauer aufreihen. An der nächsten Kreuzung zeigen mir die versammelten Schafe und Hunde an, dass sich der große Müllcontainer dort wieder in eine kleine Müllhalde verwandelt hat.. obwohl die Containerumgebung oft gefegt und aufgeräumt wird.  Mit angehaltenem Atem und fixiert skeptischem Blick auf die eigentlich harmlosen Straßenhunde biege ich in den Pfad, der hoch zum Krankenhaus führt.

7.55 Uhr:     Während ich das Krankenhausgelände betrete, treffe ich Kollegen, die auch gerade zum Dienst kommen- Smalltalk im Gehen. Schon aus einigen Metern Entfernung höre ich einen Priester in einer Lautstärke predigen, die zu dieser Uhrzeit ziemlich unchristlich ist. Eine große Gruppe von schwangeren Frauen sitzt dem aufgeregt predigenden Mann auf Bänken vor der Station gegenüber und wartet, "Amen!" an den richtigen Stellen rufend, auf das Eintreffen der Krankenschwestern. In ungefähr einer halben Stunde gehen sie dann zur benachbarten Schwangerschaftsvorsorgeabteilung.

Die Entbindungsstation

 8.00 Uhr:     Bei Betreten der Station begrüße ich die Schwestern, die bereits da sind und fleißig Schreibkram erledigen oder Wattetupfer rollen. Die Oberschwester grüßt mit einem strengen " Good morning, Abena!", lacht mich dann aber doch an. Auntie Anni, die von ihren Kollegen auf ghanaisch- unverfrorene Art Auntie Obolo- "Tante Fett"- genannt wird, steht daneben und studiert Akten. " Good morning my Sister!" ruft sie. Anni ist diejenige, an deren mütterlichen Lächeln niemand vorbei kommt, ohne nicht davon angesteckt zu werden. Sie strahlt eine permanente Ruhe aus, verstärkt durch ihr immerwährendes Summen. Scheinbar mühelos betreut sie täglich die Nachsorge der Neugeborenen und wacht als Dienstälteste über der Geburtshilfe. Die zwei Chefinnen sitzen unterdessen am Schreibtisch im Eingangsbereich und managen alle Aufgaben der Station mit ca. 60 Betten- Aufnahmen, Entlassungen, Notfälle, Visiten, Medikamentenbestellungen usw. in jahrzehntelanger Routine. Die Nachtschwestern geben noch Informationen zu den Patientinnen und im Anschluss teilen wir uns auf- normale Stationsarbeit/ Visite/ Geburtshilfe, soweit anfallend/ tägliche Wundpflege für Frauen nach dem Kaiserschnitt/ Nabelschnurpflege der Neugeborenen/ Baden aller Neugeborenen/ Medikamente aus der Apotheke holen und so weiter.

Auntie Annie und ich an meinem letzten Tag
Die Chefinnen und ich


 9.00 Uhr:    Der Gynäkologe Dr. Dzuzube ( gespr. Dschudschubi) kommt zur Visite. Er ist einer der 3 Ärzte des Krankenhauses, medizinischer Leiter, chronisch Überarbeitet aber kann jeder Situation einen Scherz abgewinnen. 24/7 ist er für den OP und die Entbindungstation verantwortlich, Wochentags hat er zwischen den Visiten gynäkologische Sprechstunden. Zu seinem Nachteil fallen, ungeachtet der Tageszeit, häufig geplante aber auch notfallmäßige Kaiserschnitte an. Mal liegen die Kinder nicht in der richtigen Position für die natürliche Geburt und sie müssen auf diese Weise auf die Welt kommen. Es gab Nächte, in denen Dr. Dzuzube die halbe Nacht operierend verbrachte und anschließend morgens vollkommen übermüdet zur Visite kam, um 2 neue potentielle Kaiserschnittpatientinnen anzutreffen. Zu seinen geplanten Operationen gehören auch die Entfernung von gutartigen Tumoren der Gebährmutter( Myomektomie) und die Entfernung der Gebärmutter selbst.  
Während der Visite schickt Dr. Dzuzube alle Frauen, die geburtstechnisch "überfällig" sind, zu den 2 Geburtsräumen.
Inzwischen hat sich dort eine Schlange von ca. 20 Frauen gebildet. Akribisch schaut er sich jede Einzelne im Geburtsraum an: Vermessung des Bauches, Ertasten der Lage des Fötus, Abhören der Herztöne des Kindes, Ertasten des Geburtsstadiums( Muttermund) und meistens folgt dann die Einleitung der Geburt mit einem Medikament.
Da die Frauen mit eingeleiteter Geburt während meiner Schicht vorerst in den Wehen liegen, helfe ich beim Baden der Kinder, was den halben Vormittag in Anspruch nimmt. Danach hole ich ein paar Medikamente von der Apotheke.




 
Babybad

12.30 Uhr:    Mein an ghanaisch riesige Portionen gewöhnter Magen ist komplett ausgedorrt- Essen muss her. Ich ziehe mich schnell um und kaufe mir Reis und frisch geschnittene Mango an der Straße vor dem Krankenhaus. Beim Verlassen des Geländes treffe ich den Torwächter:
     Er: Wo ho y3?(Wie geht's?)
-> ich: Me ho y3 paaa! Na wo nsu'3? ( Sehr gut, dir?)
-> Bckcc. Na wo kc h3?( Gut. Wohin gehst du?)
-> Me kc didi. Me'kwaaba, ouai? ( Ich geh' essen. Ich komm gleich wieder, okay?)
-> Yoooo, kc bra! ( Okay, geh' und komm'!)

( Ob das alles so geschrieben wird- keine Ahnung..)
Ich freue mich über meine Krümel an Fantisprachkenntnissen und er lobt mich mit einem " Very good!".

13.00 Uhr:     Zurück auf der Station- die erste Frau ist bereit zur Geburt. Ich lege die Materialien bereit, schaue der Hebamme bei der Geburtshilfe zu und säubere das Neugeborene dann, bevor ich es wiege. Ein angelegter Dammschnitt muss genäht werden und es bedarf einigen Zuspruches, als die frischgebackene Mutter die große Nadel sieht. Nachdem Mutter und Kind versorgt sind, bringen wir sie zu ihrem Bett und
säubern das "Geburtszimmer".

Entbindungsraum


Hilfsmittel- Messen des Bauchumfangs, Abhören der kindlichen Herztöne, Einstufen des Geburtsvorgangs

14.00 Uhr: Schon ist unsere Frühschicht vorbei und die nächsten Schwestern kommen zur Ablösung. Ihre Pünktlichkeit kann allerdings sehr variieren. Die eine Kollegin kommt 5 Minuten früher, die nächste verspätet sich um 40 Minuten. Beim "ghanaian Way of Life" kein Problem, jede Schwester kommt dann und wann zu spät und niemand beschwert sich, wenn er oder sie statt eigentlich 14 Uhr erst eine Stunde später gehen kann weil vorher nicht genügend Personal da ist.

14:30 Uhr:      Ich besuche eine befreundete Familie in deren Bäckerei vor dem Krankenhaus. Nachdem auch ihr Gastsohn von der Einsatzstelle kommt, schenkt seine Mutter uns ein Stück selbstgebackenes Brot und eine Fanta. Wir tauschen uns über Krankenhausalltag und Schulalltag aus und als ich dann nach Hause gehen möchte, fängt es plötzlich an wie aus Kübeln zu regnen- schließlich ist es Mai und Regenzeit. Wir warten über eine Stunde darauf, dass es aufhört- mal legt sich der Regen und es wird heller, da zerreißt ein neuer Blitz den Himmel, gefolgt von einem knallenden Donner und der Regen verstärkt sich wieder bis man nur noch wenige Meter weit sehen kann. Ab und zu springen vollkommen durchnässte Schulkinder unter das schützende Bäckereidach um dann wieder in den Regenbach zu springen, der sich neben der Straße gebildet hat.

Sissy Ma' Abena vor ihrer kleinen Bäckerei- da ließ sich der bevorstehende Regen noch nicht erahnen

David- einer der Mitarbeiter der Bäckerei

15.30 Uhr:     Ich gehe auf matschigen Sandwegen zum Mandela Market, um nach Stoffen für eine neue Hose zu schauen, die ich mir schneidern lassen möchte. Mit einem neuen traditionellen Batik Stoff gehe ich nach Hause,wo ich hastig meine Sachen zum Waschen zusammensammle. Wenn es regnet, stellen die Familien im Compound ihre Schüsseln und Eimer auf den Innenhof, sodass das vom Dach rinnende Wasser gesammelt werden kann. Zwar fange ich viel zu spät an zu waschen- es wird ja schon 18.30 Uhr dunkel. Dafür kann ich mir das Gerenne zum Wasserhahn und zurück für das Waschwasser sparen, da nach dem Regen auf dem ganzen Compound Schüsseln voller Regenwasser stehen, von denen ich mir genügend abschöpfen kann. Wir nutzen das gesammelte Regenwasser übrigens auch zum Duschen, wenn das Wasser mal abgestellt wurde.

19.00 Uhr:     Von Moskitos gepiesackt und mit wunden Fingern, weil zu viel Waschpulver in der Waschschale gelandet ist, kann ich endlich essen gehen. Meine Schwester Liesbeth hat Yam und Kontomre, eine Sauce aus Kokoyamblättern, gekocht. 10 Kinder sitzen auf Couch und Boden und schauen gebannt auf das Kinderprogramm, das gerade zum zehnten Mal seit ich hier bin " Spy Kids" zeigt. Dementsprechend sind die Kinder relativ Textsicher dabei mitzusprechen, bis meine große Schwester kommt und den Sender wechselt. Ab jetzt wird ein nigerianischer "Nollywood"- Film angesehen. Zum Glück, denn meist schauen wir ghanaische Filme auf Twi und ohne Untertitel, bei denen ich mich schnell in mein Zimmer verabschiede. Im Film den wir heute sehen geht es, wie so oft, um Liebe, Intrigen, reiche und nicht so reiche Menschen.

19.30 Uhr:     Entschlossen, endlich mal wieder einen Eintrag für meinen Blog zu schreiben, setze ich mich mit dem Laptop in mein Zimmer.

22.00 Uhr:     Mit Rückenschmerzen vom langen Sitzen gehe ich noch schnell Duschen. Das Leitungswasser ist eiskalt. Zurück im Bett frage ich mich, wie ich die deutschen Temperaturen aushalten soll und spiele mit dem Gedanken, mir einen Schneeanzug für den Herbst zu besorgen... Ich schlafe bei Grillenzirpen und leisen Bässen des nahen Spots ein.

24.00 Uhr:    Das Bellen der Straßenhunde unter unserem Fenster und der Wechsel zwischen lautem Klingelton und Telefongesprächen meiner Schwester raubt mir sowohl Schaf als auch Nerven.. Zum Glück finde ich noch ein Paar Ohrstöpsel in meiner Tasche.

Mittwoch, 10. Juli 2013

Nordenreise



An der Busstation in Tamale

Im letzten Eintrag ging es um den Beginn unserer Reise durch den Norden Ghanas. Wir haben bei Bolga mit Motorrollern Felslandschaften durchstriffen, uns auf eine dicke Krokodildame gesetzt, die Luft Burkina Fasos schnuppern dürfen, haben eine der wohl ungemütlichsten "Straßen" Ghanas bezwungen und wohnen nun im Mole Nationalpark zwischen Elefanten, Warzenschweinen und Pavianen. Die Bilder dazu sind jetzt auch dort zu finden.

.. da das Hotel im Mole NP als oft besuchtes Touristenziel dem westlichen Hotelstandard entsprechen möchte, können wir den Tag ganz dekadent im Hotelpool ausklingen lassen. Auch wenn ich und wir nicht gern wie typische weiße Touris auftreten- dem Pool kann dann doch niemand widerstehen. Auf dem Rücken schwimmend mit Blick in den Nachthimmel genießen wir den letzten Abend im Mole.


Der nächste Tag.
Wieder mal viel zu früh für einen Urlaub- um 3 Uhr- klingelt der Wecker; 4 Uhr- Abfahrt nach Tamale. Der Busfahrer verschläft nur eine knappe dreiviertel Stunde. Noch ist der Bus so gut wie leer. Als sich die Bustüren im nächstgrößeren Ort auf der Strecke öffnen, strömen etliche Menschen in den Bus. Es wird gedrängelt, es wird geschrien, es werden Kanister und Säcke durch Türen und Fenster nachgereicht. Als wir weiterfahren, ist der Bus so voll wie  deutsche Straßenbahnen zur Feierabendzeit. Wir werden wieder schrecklich durchgeschüttelt, eine besonders tiefe Bodenwelle katapultiert neben uns fast ein Baby vom Schoß seiner Mutter.
Zurück im Hostel beschließen wir voller Tatendrang, den Markt dieser Großstadt zu entdecken. Doch- Regen. Regen der einfach nicht aufhören möchte. Wir ziehen trotzdem los. Das Marktgelände befindet sich im Inneren zweier Straßen, in denen Laden an Laden steht. Einige Lücken bilden die Eingänge. Als wir einen davon erreichen, stehen wir vor einem Problem. Aus dem Eingang ergießt sich ein sandig brauner Regenwasserfluss auf die Straße. Versus Flip- Flops. Egal, wir springen an den Gassenrändern umher, von kleiner Insel zum nächsten Stein vor einem Laden. Nach dem ersten Sprung blicke ich auf den Holztisch vor mir-Kuh- oder Ziegeninnereien, die mit einem Messer akkurat zerteilt werden. Zu viel für Nase und Augen- eilig springe ich weiter. Zum Glück schließt sich der Fleischabteilung schnell die Textilabteilung an, in der Stoffe verkauft und Kleider geschneidert werden. Wegen des Regens sind aber leider viele Läden bereits geschlossen.. Später gehen wir zur Busstation um Tickets für die bevorstehende Fahrt nach Kintampo zu kaufen. Tickets würden erst am Morgen verkauft, wir sollen doch bitte 4.30 Uhr wiederkommen. Toll.

Der Wecker klingelt, wir schleifen uns aus dem Bett in unsere Sachen, stämmen die großen Reiserucksäcke auf unsere Rücken und machen uns auf den Weg zum Busbahnhof. Kein Bus. Es ist windig und, ja, kalt. Sehr sogar. 5 Uhr- wir bibbern weiter. 6 Uhr- es wird hell und wir erfahren, dass der Bus nie vor 6 kommen käme. Um 7 Uhr steigen wir dann endlich ein. 



Der Flatscreen darf zum Warten nich fehlen.. Nur angeschaltet wäre er besser..


Die Route geht wieder in Richtung Süden- die Streichhölzziehung in Bolga hat nicht nur Wa ausgeschlossen, sondern auch die Kintampo Wasserfälle und Buabeng- Fiema mit in den Plan aufgenommen. Wir kreuzen wieder die Voltaflüsse und steigen an der Kintampo- Raststätte aus. Im Bus haben wir einen jungen Mann getroffen und ihn mit seinen Telefonkonfigurierungsproblemen weitergeholfen. Nun hat er beschlossen uns zu begleiten. Eigentlich möchte er einen Freund besuchen, die Kintampo Fälle hat er aber als Kind zum letzten Mal gesehen.
Der Wasserfall besteht aus mehreren Stufen. An der ersten hängen eine schwarze Kobra und eine Python in den Baumwipfeln über uns. Die letzte Stufe ist deutlich höher. Wir warten in Badesachen unter den Wasserfall  und die glatten Felsen entpuppten sich als gute Rutsche. Unfreiwillig herausgefunden.




Tausendfüßler im Wald

Als wir gehen wollen, schlägt unser neu gewonnener Freund vor, bei seinem Freund zu essen. Er hätte uns bereits angemeldet und es läge sowieso auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel Buabeng- Fiema. Letztendlich sollte er uns nicht in die nähe der Dörfer, sondern eine knappe Stunde daran vorbei in die falsche Richtung führen. Da saßen wir nun also zu sechst ins kleine Taxi gequetscht. Falsche Richtung, zu spät, seit dem Frühstück nicht mehr gegessen- und noch keine Ahnung wie wir später zum Dorf kommen sollen, wo wir schlafen.. Wir sind gestresst- er gelassen. Schließlich erreichen wir das Haus seines Freundes Nanna. Während seine Frau uns zwei riesige Fufuklopse bringt, erzählen uns beide ihre Geschichte- sie kennen sich von der Schule, nun sei Nanna ein Fetishpriester.
Nach einem interessanten Gespräch über Geister und deren Kraft, Glaube und Willensstärke steigen wir in ein Taxi. Nanna's Bruder, dem es gehört, hat angeboten uns weiter zu fahren. Wir erreichen Buabeng noch im Tageslicht, das Guesthouse hat noch freie Zimmer- Entspannung.



Gegen 6.30 Uhr werde ich vom knallen des Wellblechdaches geweckt. Die Monameerkatzen- eine der zwei Affenarten, die in Buabeng und Fiema leben, springen über unser Dach. Als wir Frühstücken, entdecken wir sie in den Bäumen neben dem Gelände. Schließlich kommen sie zu uns, springen in den Mangobäumen und auf den Dächern umher.
Unser Guide, ein kleiner, alter Mann im braunen Anzug mit faltigem Gesicht, schräger Stimme und einigen fehlenden Zähnen, führt uns in den Wald. Er erzählt uns eine alte Geschichte( an die ich mich versuche zu erinnern):
Vor einigen hundert Jahren lief ein Jäger aus dem Dorf einer Antilope in den Wald nach. Er folgte ihr bis zu einem Fluss, an dem er auf einen fremden Mann traf. Es stellte sich heraus, dass der Mann ein Priester und Medium der Gottheit des Flusses war. Diese beschützten den Wald und die Affen darin. So kam es, dass der Jäger den Mann mit in's Dorf nahm. Der Priester erklärte, würden die Menschen die Affen ebenbürtig behandeln, würde er bei ihnen im Dorf bleiben.
Nach der traditionellen Naturreligion, glaubt man daran, dass Geister und deren Medium, der Priester, die Macht haben, persönliche Probleme zu lösen. Sie geben Rat bei Streitigkeiten, Ehebruch, Unfruchtbarkeit, etc.
Die Dorfbewohner willigten also ein. Seitdem kommen die Affen morgens und abends aus dem Wald in die Dörfer und essen ungestört wie wann und wo sie Lust haben- die Bewohner müssen ihnen etwas abgeben. Sie dürfen die Affen weder töten noch verletzten. Ist einer der Affen todkrank, so geht er in's Dorf, um dort zu sterben. Er wird dann auf einem Friedhof im Wald neben anderen Affen und den verstorbenen Priestern begraben.
Sobald ein Affe verstorben ist, beginnt sein Clan in jeder Nacht stundenlang zu schreien- sieben Tage lang. Nach den sieben Tagen wird auch ein Mensch im Dorf sterben, so der Glaube. 

Während er erzählt, führt uns der Mann zu einem Baumgerüst eines Fikus, zu den Affenclans, die sich überall durch die Äste in die Richtung unserer Bananen schwingen. Manche kommen vorsichtig zu uns, andere springen frech an uns herum, um die begehrte Frucht zu erreichen.






Nach der Tour entscheidet ein zweites Streichholzziehen über die Reise der Unentschiedenen- kein zweiter Abend mit den Affen, auf nach Kumasi.
In Kumasi verbringen wir den Rest unserer Reise. Beim ersten Versuch auf den Zentralmarkt zu gehen, werden wir wieder einmal vom Sturzregen überrascht. Danach herrscht auf dem wohl größten Markt Westafrikas, wie in Tamale, Feierabendstimmung. Wir besuchen das Kulturzentrum, füllen Abende mit der Suche nach Essmöglichkeiten- verursacht durch eine grottenschlechte Stadtkarte, entdecken die Gastfreundschaft von indischen Ghanaern, die uns in ihren Club einladen, die Spendierfreude von Libanesen, die in Ghana großes Import- Export Business machen, dann tatsächlich doch noch den unheimlich großen Markt. An Stoffstraßen, Unterhosengassen und Schmuckgängen vorbei. Dann..
Wir schauen ungläubig auf eine silberne Schale, auf der ein Haufen getrockneter Camelions liegt, beraten uns und fragen dann die Verkäuferinnen, ob sie die Camelions essen würden. Sie sind geschockt. Essen??? Nein, die verwenden wir für Medizin. Ach so, na dann..
Wandbild des Kulturzentrums

Vorm großen Regen und dem Zentralmarkt in Kumasi

Feierabend..

Der Markt von Oben



Unser letzter Tagesausflug geht zum Schmetterlingsschutzgebiet in einen Wald bei Kumasi. Schon lange vor der Reise haben wir uns halb im Scherz auf diesen Ort gefreut. Tausende verschiedener exotischer großer Schmetterlinge. Im Wald angekommen- Regen. Viel Regen. Langer Regen. Unsere Rettung- im Empfangsgebäude, dem sich ein Gasthaus anschließt, steht ein volles Bücherregal. Und Sofas. Wir durchstöbern alte Doktorarbeiten über die Schmetterlinge und alte Zeitschriften, während der Regen auf den Blechdächern trommelt. Bei der geführten Tour fliegen dann 2 kleine Schmetterlinge an uns vorbei. Statt Butterflys eine Baumbeschauungstour. Nicht was wir uns vorgestellt haben, aber langsam gewöhnen wir uns daran, dass sich der Regen nicht von unseren Oburoni- Planungen beeindrucken lässt.


Ein kleines- deutlich verspätetes- Resümee über die Nordenreise, die ich im April mit 3 Freunden gemacht habe. Innerhalb der 11 Monate des Freiwilligendienstes haben wir, deren Einsatzstellen Krankenhäuser sind, insgesamt 4 Wochen Urlaubszeit. An Wochenenden reisen wir immer nur so weit, wie es uns die 2 freien Tage erlauben. Deshalb war klar- in den 2 geplanten Wochen Urlaub müssen wir alles abklappern, was sehenswert und zu weit weg für Wochenendreisen liegt. Die Route sollte mit einer 24-stündigen Fährfahrt über den Voltasee beginnen. Vom letzten angefahrenen Hafen in Yeji( auf der Karte im Norden des Sees, da wo eine rote Linie vom Wasser nach Tamale führt) wollten wir dann nach Tamale- Hauptstadt der Northern Region, Bolgatanga- Hauptstadt der Upper East Region, Wa- Hauptstadt der Upper West Region, zum Mole Nationalpark und schließlich über Kumasi- Hauptstadt der Ashanti Region zurück in die Heimaten fahren.




Schließlich kam's dann doch anders als geplant.

Voller Vorfreude am Hafen in Akosombo ankommen, realisieren wir schnell, dass zum Fahren mit einer Fähre die Fähre selbst fehlt. Also hastig mit semi-guter Laune wieder zurück zur Tro- Tro Station, denn Zeit ist Tageslicht und Tageslicht ist Sicherheit, zumindest was Tro- Tro- Fahrten und Großstädte anbelangt.Warum Sicherheit? Weil Tro- Tro- Fahrer oft keinen richtigen Führerschein haben, meist viel zu schnell und schrecklich fahren- in Kurven, in die man von Anfang an auf der Gegenfahrbahn fährt gibt man einfach weiter Gas, überholt wird davor auch noch und erst recht am Berg. In der Stadt weil Überfälle eher nachts auf leeren Straßen passieren.

Zwar nich auf Deck einer Fähre, aber dafür schneller

Gegen 22 Uhr erreichen wir mit viel Glück Kumasi- und das über eine mehrere hundert Kilometer lange Autobahn, von deren Existenz niemand von uns wusste.

Nach einer unglaublich kurzen Nacht im Hostel müssen wir um 4.00 Uhr morgens an der Station für " MMT"- Langstreckenbusse sein. Vollkommen zerknautscht finden wir uns auf nummerierten Plastikstühlen, deren Ordnung leider nur vorgetäuscht scheint, wieder. Dafür, so wie ich dieses Land mag, muss man nicht etwa warten bis der nächste Bäcker öffnet, sondern wartet einfach, bis eine Verkäuferin mit dem passenden Essen im Kasten auf dem Kopf vorbei läuft.
Versorgt mit Egg-Bread( gebratenes Ei im Toast) und Ananas haben wir immer noch nicht die Sitzordnung verstanden und springen bei jeder Bewegung der Gruppe vor dem "Bolga"- Schild hektisch auf um nicht die letzten am Ticketschalter zu sein. Ursprünglich wollten wir zuerst nach Tamale, aber durch die schnelle Fahrt nach Kumasi etwas langstreckenmutiger gewoden, wollen wir den weg nach Bolgatanga wagen. Durch einen glücklichen Zufall wird die letzte Reihe im Bus nach Bawku, einer Stadt im äußersten Osten, frei. Wir können für 20 Cedi statt 18 mit dem Bolgatanga- bis "Bolga" mitfahren.
Durch die verstaubten Scheiben beobachten wir, wie sich die Landschaft von Regenwald zu Savanne wandelt, die Hütten in den Dörfern  eine Rundform annehmen und die strahlend hellgrünen kleinen Bäume an Abstand zueinander gewinnen, bis sie schließlich nur noch sporadisch in der braunen, trockenen Strauchsavanne stehen. Meist sind diese trockenheitsbeständigen Bäume knorrige Baobabs. Wir überqueren erst den Schwarzen und dann den Weißen Voltafluss- unsere wenigen Anhaltspunkte auf der Landkarte. Entgegen der Prophezeiungen anderer Freiwilliger bleibt die Straße gut- sogar frisch- geteert und schon am Nachmittag können wir die Zimmer eines kleinen Guesthouses im Stadtzentrum beziehen.

Grün wird zu..


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Bolgatanga, von den Einwohnern liebevoll " Bolga" genannt, ist eine nich allzu große, charmante Stadt, mit motorradüberfluteten Straßen. Der Rand der Hauptstraße ist gesäumt von lebensgroßen weißen Statuen in Jesus oder Maria- Form. Wie im Süden laufen jede Menge Tiere durch die Straßen, allerdings gesellen sich zu Schafen und Ziegen auch Esel und deutlich größere Kühe mit dromedarähnlichem Höcker zwischen den Schulterblättern. Am Abend beobachten wir zu unserem Erstaunen 2 dieser Kühe dabei, wie sie gemächlich und ungestört vom Rot der Ampeln über eine große Kreuzung wandern und dann irgendwo zwischen den Motos verschwinden.
Das war zwar nicht in der Innenstadt, aber es sind Kühe.. auf einer Straße..

Den ersten Tag wollen wir zum Besuch eines Schreins nutzen. Dazu leihen wir uns " Scooters"- kleine Motorräder- aus, mit denen wir zu unserem Ziel fahren. Begleitet werden wir vom Guide Rash, der neben ghanaweiten Touristenführungen auch eine Organisation errichtet hat. Nach kleinen Fahrübungsrunden auf dem Schotterweg vor unserem Hotel und nachdem dabei ein Steinhaufen dem Vorderrad eines Scooters weichen muss, machten wir uns auf den Weg in eine atemberaubende Felslandschaft, bei der jeder Fels mit Präzision auf den Anderen gestapelt scheint. Wissenschaftliches Interesse wird schnell von Religion ausgebremst- auf die Frage nach der Ursache für die Steinanordnung hören wir " God created it like this"- Gott hat es eben so erschaffen.

Im Dorf angekommen, besuchen wir den Chief in seinem Haus. Er lebt mit seinen über 20 Frauen, deren Kindern und weiteren Verwandten in einem riesigen Compound. Einzelne Zimmer der Bewohner, Kochplätze und Getreidespeicher säumen das Bild. Ersteinmal gehen wir aber zum Hausherrn, der uns auf Tallensi begrüßt und nach dem Ergründen unserer Herkunft und des Aufenhaltsgrundes seine Erlaubnis für die Besichtigung erteilt- der Guide übersetzt wechselseitig.
Am Hintereingang sitzen Männer im Schatten eines Baumes und spielen Karten. EIn angebundenes Pferd steht links und vielleicht 2 dutzend Motorräder rechts von ihnen. Was unsere Aufmerksamkeit aber eher auf sich lenkt sind die flach-zylindrischen Ahnengräber vor dem Eingang, die vom Priester für Gebete mit Tierknochen, Schädelteilen und Federn geschmückt sind.
Ein Schrein, der eigentliche Grund unseres Besuchs, befindet sich einen kurzen Fußmarsch vom Compound entfernt in einer Höhle, zu der wir über mehr oder weniger gut begehbare Felsen aufwärts steigen. Kurz bevor wir ans Ziel gelangen hält unser Guide an, um uns auf die Pflicht hinzuweisen, den Schrein ausschließlich in unserer Hose, die wir dazu auch noch zu den Knien hochkrempeln müssen, zu betreten. Um einige Kleidungsstücke leichter betreten wir dann den schmalen Felsspalt, der zu einer Höhle führt, in der der Geist der Gottheit Ba'ar Tonna'ab Ja-are "lebt".  Ein Vetreter des Priesters beantwortet dort unsere Fragen zum Geist und zeigt uns ein wenig herum, in dem Felsspalt, in dem er platzgenommen hat. Probleme, zu deren Lösung der Geist und dessen Priester normalerweise Konsultiert werden, können wir allerdings nicht lösen lassen, da wir kein Opfer, also beispielsweise ein Perlhuhn mitgebracht haben.



Den zweiten Tag in Bolga wollen wir nutzen, um zur Grenze Burkina Fasos zu fahren. 3 weitere Freundinnen stießen am Abend zu unserer Gruppe und nun sind wir zu acht( mit Guide) auf 4  Roller und 3 Helme verteilt. Nachdem ich der ein oder anderen Panikattake durch den ghanaischen Verkehr knapp entgehe, gelangen wir zum Krokodilsee von Paga an der Grenze. Die Menschen hier glauben daran, dass die Seelen ihrer verstorbenen Ahnen in den Krokodilen weiterleben und so gehen sie problemlos dort Baden, wo uns mittelgroße, angsteinflößende Krokodile entgegenschleichen. Von den Mitarbeitern mit einem gezielten Sandwurf in die Augen verschäucht, gehen wir zum eigentlichen Ziel, dem fast 100 Jahre alten Herren, der sich mit offenem Maul am Ufer sonnt. Jeder von uns 7 darf sich mal auf den Rücken setzen und den Schwanz hochheben. Danach wird noch ein Hähnchen gezielt in den Rachen eines der unsympathischen, heimlich und -tückisch auf uns zu schleichenden Krokodile geworfen.

Vom See fahren wir nur wenige Minuten bis Burkina Faso. Da wir allerdings keine Ghanaer_innen sind und somit eine Visumspflicht haben, dürfen wir nur den beidseitig eingezäunten Bereich zwischen Ghana und Burkina besichtigen.

Nach dem Grenzbesuch treten wir den Heimweg an. Da wir noch etwas Zeit bis zum Sonnenuntergang haben, schlägt unser Guide Rash vor, noch zu ein paar Dörfern zu fahren. Mit Hilfe von Spenden unterstützt er dort vor allem den Bau von mehrere Dollar teuren Bohrlöchern in Gemeinden mit schlechtem Wasserzugang. Eine Pumpe ermöglicht es den Dorfbewohnern, unabhängig von Trocken- oder Regenzeit an sauberes Wasser zu gelangen. Eine Rille führt verschüttetes Wasser in ein kleines Becken, das als Tränke für Tiere dient.
Wir fahren also von der Hauptstraße ab, um hinter einem Parcours durch Bäume zum ersten Brunnen zu gelangen. Rash erklärt uns die Funktionsweise, die Dorfbewohner mustern uns teils skeptisch und teils interessiert. Ein Mann kommt mit einer Karte, auf der eine weiße Frau abgebildet ist zu einer der Voluntäre und fragt, ob sie diejenige sei, die darauf zu sehen ist.. Diese Weißen sehen eben alle irgendwie gleich aus. Nachdem wir unseren Durst mit Brunnenwasser gestillt haben, machen wir uns auf den Weg zum nächsten Dorf. Hier finden wir uns schnell in einer ähnlichen Situation wieder. Die Dorfbewohner, die eben noch irgendwo beschäftigt waren, versammeln sich in einer großen Gruppe auf einer Seite des Brunnen. Wir Voluntäre kommen von der gegenüberliegenden Seite dazu und schon stehen sich wieder zwei Gruppen gegenüber und mustern einander. Als der Bürgermeister dazukommt, heißt er uns freundlich in akzentfreiem Englisch willkommen. Anschließend beantwortet er geduldig Fragen die wir zum Brunnen, dem Dorf, der Lebensweise in den Lehmhütten etc. stellen. Die Stimmung lockert sich und als wir gehen wollen sagt jemand, dass die Leute uns gerne einen Tanz zeigen würden. Schon stellen sich die Frauen und Kinder in einem Kreis zusammen um uns zu zeigen, wie in den Dörfern der Upper East Region getanzt und gesungen wird. Abwechselnd betreten alte Frauen, junge Frauen und Kinder die Kreismitte, um unter Jubeln die schnellsten Tanzschritte zum Besten zu geben. Die Stimmung ist ausgelassen, erstrecht als wir in kleinen Gruppen mittanzen. Da es dunkel wird, müssen wir allerdings nach einigen Minuten aufbrechen.

Am Abend dann die große Frage- wohin fahren wir morgen? Ich will an der Nordgrenze entlang nach Wa- zum Nilpferdreservat und unter freiem Himmel im Park an der Grenze nach Côte d'Ivoire schlafen; danach dann zum Mole. Zu weit, zu umständlich- die Jungs wollen gleich zum Mole Nationalpark- endlich die Elefanten sehen. Aber dann früh nach Tamale und noch am selben Tag weiter? Oder später nach Tamale...? Diskussion, Unklarheit. Zum Glück gibt es unnötige App's. Eine davon befindet sich auf meinem Handy und wartet schon lange auf ihren großen Tag- wir zogen also virtuelle Streichhölzer. Und ich verlor. Kein Wa, keine Nilpferde. Morgen fahren wir nach Tamale, sehen uns in der Stadt um und am nächsten Morgen machen wir uns dann auf den Weg zu den Elefanten.

Anders als geplant können wir in Tamale nicht viel machen. Es fängt abends an zu regen und will partout nicht mehr aufhören. Am nächsten Vormittag sitzen wir im MMT- Bus, um die beschwerliche, Magen strapazierende Fahrt auf einer Sandpiste, die einen Zubringer von Tamale mit dem Mole Nationalpark verbindet, hinter uns zu bringen. Überall werden wir an Baustellen vorbeigeschüttelt. Die Straße soll neu gebaut werden, was unsere Fahrt leider nicht angenehmer macht. Wir erreichen die Grenzen des Parks im Sonnenuntergang und sehen die Kinder eines Dorfes, wie sie ungestört von den umherstehenden Warzenschweinen mit einem Weißen auf dem Bolzplatz toben. Antilopen springen zwischen den Häusern umher, Paviane jagen einem Mädchen mit  vollen Einkaufstaschen hinterher. Ich traue meinen Augen kaum.
Das Hotel in dem wir die folgenden 2 Nächte verbringen werden, steht mitten im Nationalpark auf einem Berg. Vom Fenster unseres 4-Bettzimmers sieht man auf ein hellgrünes Blättermeer.









Die Führung beginnt um 7 Uhr morgens, prompt. Vor unserem Hotelzimmer pausieren Pavianfamilien und knien Warzenschweine, um zu fressen. Die von einer Touristin gerade gekauften Frühstückscookies werden ihr in einem geschickten erst-anschleichen-dann-rennen-und-auf-den-Überraschungseffekt-hoffen-Pavian- Essenbeschaffungsmannöver wieder entrissen. Den Rest der Paviangruppe skeptisch beäugend gehen wir weiter ins Dorf, dort sollen nämlich ab und zu Elefanten zu finden sein. Und tatsächlich haben wir Glück- wir treffen trotz begonnener Regenzeit schon nach einem kurzen Fußweg auf eine Elefantenherde, die sich die Jungbäume vor einer Chopbar schmecken lässt. Eigentlich, wird uns gesagt, wandern die Elefanten mit dem Ende der Trockenzeit weg vom Hotel und tief in den Park. Von uns ungestört ziehen sie langsam vorbei- nur wenige Meter entfernt. Nachdem wir sie einige Zeit lang beobachtet haben, steigen wir den Berg zum Park hinunter. Wir sehen ein Krokodil, dass sich am kleinen Wasserloch sonnt, etliche Antilopen und Buschböcke, Warzenschweine, einige bunte Vögel und schließlich wieder die Elefantengruppe, die nun Abkühlung im großen Wasserloch sucht.

Am Nachmittag machen wir eine zweite Tour und sind, ausgenommen der Touris, die das Auto verpasst haben, die Einzigen, die sich nicht die teuren Autosafaris leisten. Die Sonne prasst erbarmungslos auf uns herab, der Guide ruft uns von Zeit zu Zeit fingerzeigend Tiernamen zu- auch mit größter Mühe können wir meistens nur wackelnde Äste sehen. Aber plötzlich stehen wir einer Herde von Büffeln gegenüber.Nachdem der Guide uns aufgeregt erklärt, dass er sie maximal 1 Mal monatlich antreffe, erwähnt er geradezu beiläufig, dass diese Tiere recht aggressiv seien- unter den Blicken der in unsere Richtung wie angewurzelt stehenden Büffel, die den Flüchtenden den Rücken decken. Danach sollen wir noch in die Kampfszenerie zweier Antilopenmännchen platzen. Als sie uns bemerken und auseinander gehen, ruft der Wildführer ihnen professionell "Fight! Fiight!" -Kämpft! - zu.


Damit ihr keine viereckigen Augen bekommt, spar' ich mir den Rest der Reise für den nächsten Eintrag auf. Dann schreib ich über Tamale, was die Regenzeit mit so einer Reise anstellt, die sich verselbstständigende Planung für die "Affen-Dörfer" Buabeng und Fiema und über unsere Eindrücke von Kumasi, Hauptstadt der Ashanti- Region..