Mittwoch, 12. September 2012

Oboruni, give me 1 Cedi!


Aussicht auf eine Strasse in Accra
Eigentlich sollte ich gerade ( Freitag-07.09.; Vormittag) bei einer Beerdigung sein. Da ich aber so viel leckeres ghanaisches Essen angeboten bekomme und nicht ablehnen kann, liege ich nun mit Bauchschmerzen im Bett. So habe ich wenigstens Zeit zu schreiben.
Den letzten Bericht hab ich vor fast einer Woche geschrieben. Also versuche ich nun die letzten 4 Tage zusammenzufassen.
Die Fahrt im Tro- Tro
Restaurant auf ghanaisch
Am Montag waren wir- die Volunteers von ARA- in Accra, der Hauptstadt. Accra heißt auf Twi Nkran( N'krain ausgesprochen), was Ameisenhaufen bedeutet. Und genau so kann mensch sich diese Stadt vorstellen. Alles wuselt; es scheint, als wollte Jeder etwas verkaufen oder kaufen. Als wir im Tro-Tro( ein kleiner Bus mit Platz für ca. 20 Leute; ohne Gang in der Mitte) an der ersten Ampel hielten, strömten etliche Händler_innen zwischen die wartenden Autos. Auf ihren Köpfen trugen sie große Schüsseln, gefüllt mit frittierten Kochbananen/ Mentos/ Raumspray und unzähligen anderen Dingen. Sah ich- wenn auch nur unbewusst- in ihre Richtung, standen sie oft sofort am Autofenster. Nun wurde das jeweilige Verkaufsobjekt entgegengehalten und sollte erstanden werden. Wir probierten die frittierten Kochbananen- sehr lecker; besonders, da es für uns bis jetzt keine Süßigkeiten gab. Die Kunst dabei ist: während der Rotphase der Ampel die gewünschte Person zu rufen, nen Preis auszuhandeln, zu zahlen und das Restgeld zu erhalten. Problem: Niemand von uns kann einschätzen was ein realistischer Preis ist. So verdienen sich manche Händler_innen mit den unerfahrenen Obrounies( weiße) so einige Cedi dazu.
Am Ziel angekommen gingen wir in eine " Chopbar" mit Plastestühlen und Pepsitischen um zu essen. Natürlich gab's ghanaische Gerichte. Ich probierte Fufu- ein Ball aus zerstampften Kochbananen und Maniok( was auch immer das ist) in einer Tomatensoße. Sehr lecker, sehr scharf und nun schon seit 5 Tagen Bauchschmerzen verursachend. Nach dem Essen sind wir durch enge Gassen gelaufen die von ununterbrochen aneinander grenzenden Läden gesäumt waren. Danach gings zurück in's Resort.
Tagsüber gingen wir zwischen den Einheiten an den Strand um zu baden. Das Wasser ist zwar toll aber da Ghana ein unübersehbares Müllproblem hat( es gibt, soweit ich bisher mitbekommen hab, werder Mülltüten noch Mülltonnen, auch keine Müllabfuhr- Müll wird entweder dorthin geworfen, wo mensch steht/ gesammelt und auf Müllhalden gebracht oder verbrannt), wickeln sich immer wieder schwarze Reste von Plastiktüten um die Beine.
Abends machten wir es uns in oder um die Hängematte auf der Dachterasse mit Meerblick bequem. Dazu vielleicht ein ghanaisches Bier ( Club- oder Starbier) mit stolzen 625ml Inhalt.
Nach einigen entspannten, aufregenden Tagen im ARA Haus machten wir uns Mittwoch auf den Weg zu unseren Gastfamilien. 
Nun lebe ich also in Agona Swedru, einer Kleinstadt in der Central Region. Die 11 Monate verbringe ich mit meiner Gastmama, Mrs. Linda( Krankenschwester in dem Krankenhaus in dem ich arbeiten werde), ihrem Mann Anthony( Lehrer), ihren 3 süßen Kindern Antoinette(8), Augustin(5) und Felix(2). Außerdem wohnen auch Lindas Bruder Kofi und ihre Schwester Liesbeth hier.
Meine Gastmutter Linda

 Liesbeth und Antoinette schlafen in einem Bett neben mir. Die anderen Familienmitglieder teilen sich Wohnzimmer und Schlafzimmer. Die Wohnung führt auf einen Innenhof, den wir uns mit etlichen Menschen teilen. Alle sind nett und für jeden Spaß zu haben. Gehe ich raus fragt jeder: Abena( mein ghanaischer Name), Ete sen?/ How are you? Die alte Dame von Nebenan sagt, ich soll sie Maame( Mama- sagt man zu allen Frauen, die nen gewissen Altersvorsprung zu einem selbst haben) nennen. Zum Glück, denn so muss ich mir einen Namen weniger von all denen der Nachbarn merken, die ich noch kaum aussprechen kann.

Ein kleiner Kerl den es hier scheinbar zu Tausenden gibt
Gestern( Donnerstag, 07.09.) ist Linda mit mir zum Krankenhaus und anschließend zur Vorbereitung einer Beerdigung gegangen( in Ghana ist eine Beerdigung keine so traurige Angelegenheit wie in Deutschland- man feiert zusammen und gedenkt dabei dem oder der Verstorbenen). Auf dem Weg durch die wuseligen Straßen wollte mir jedes Kind winken, also schrie es laut OBROUNI!(Weiße) um auf sich aufmerksam zu machen. Manchmal bildete sich eine Traube von Kindern und plötzlich hörte ich: "Obrouni, give me 1 Cedi!" > Weiße, gib mir einen Cedi.
Nachdem wir schnell durch einige Abteilungen des Krankenhauses gegangen sind, haben wir uns auf den Weg zum Haus der Witwe gemacht. Sie begrüßte freudig alle Besucher mit einem Akwaaba( Fante für Willkommen) und führte sie in den Hof. Dort saßen etwa 20 Frauen die an verschiedenen Stationen Essen vorbereiteten. Ich wurde erstmal zum Möhrchen schnippeln geschickt. Nachdem ich diese Aufgabe erfolgreich gemeistert hatte, durfte ich Krabben vorbereiten. Ihr Gestank in der Mittagssonne zog unzählige Fliegen an, die uns die Arbeit nicht unbedingt leichter machten.
Auf dem Rückweg lernte ich ein nettes Mädchen kennen, das dann fragte, ob ich sie mit nach Deutschland nehmen würde. Die Erwachsenen fragten mich ständig irgendwas auf Fante und versuchen mich dazu zu bringen, auf Fante zu antworten, scheinbar, damit sie sich über meine Aussprache amüsieren können. Trotzdem macht es irgendwie Spaß sich den Weg über die Straßen zu bahnen und einige Sätze mit den Marktfrauen zu wechseln. Und noch eine prophezeite Erfahrung die ich gestern machen konnte: gleich 3 Heiratsanträge. Zum Glück lassen sich die meisten Männer aber mit nem lustigen Spruch, nem Lachen und nem schnellen Gang abwimmeln.
Viele liebe Grüße! 

Akwaaba- Welcome to Ghana!


Akwaaba

Der Himmel ueber der Sahara
Das hier soll also mein erster Bericht aus Ghana, Westafrika, werden. Mittlerweile ist es fast 23 Uhr am Sonntag. Noch ist die Uhrzeit etwas fremdes für mich. Die Zeitumstellungen während unserer gestrigen Reise und der frühe Sonnenuntergang hier verwirren mein Gehirn zur Zeit noch zu sehr.
Gestern, um 7 Uhr Ortszeit, habe ich mich mit einigen anderen ijgd- Freiwilligen von Berlin nach Istanbul und von dort aus dann auf einen laaangen Flug nach Accra, Ghanas Hauptstadt, aufgemacht. Diese 2 Flüge- meine ersten- waren ne einmalige Erfahrung. Zwar taten Start und Landeanflug mit einer Erkältung schrecklich in meinen Ohren weh, aber die Aussicht war unbeschreiblich schön. Besonders das Lichtermeer, das sich bei der nächtlichen Landung als Accra herausstellte. So viel Licht und eine solche Größe hatte ich mir, um ehrlich zu sein, für eine "afrikanische Stadt" nicht vorgestellt. Hier beginnt also schon der anti- Vorurteils- Content, den der weltwaerts- Einsatz unter anderem erfüllen soll. Die Stadt ist so groß, dass ein Blick aus dem Fenster des Flugzeuges nicht annähernd ausreichte um die Stadtgrenzen erahnen zu können.


Nach der Landung fuhren wir zu einem Resort in dem wir noch bis Mittwoch leben und unser Orientierungsseminar verbringen werden. Dieses Resort befindet sich zwar fast eine Stunde vom Flughafen entfernt, jedoch trennt uns hier nur eine Straßenbreite vom Atlantischen Ozean.
Der heutige Tag begann ohne fließendes Wasser. Die Wassertanks auf dem Dach schienen durch das gestrige Akkordduschen nach der Ankunft bereits geleert worden zu sein. Also- Eimerduschen, danach Frühsport(!) am Strand und anschließend erzählten uns die Mentoren unserer NGO ("ARA") das Wichtigste über Land, Leute, Politik, Alltagsgeschehen und die lokale Sprache: Fante. Zwischendurch fanden Marie- eine liebe Mitfreiwillige- und ich die Zeit in die hohen Wellen des Atlantiks zu springen.
Mein Bett im Resort
Morgen Vormittag werden wir in die Innenstadt Accras fahren,uns mit Unterstützung der ARA Leute Handykarten, Modem's und sonsigen Kram besorgen und uns endlich unter die Ghanaer_innen mischen.

-- mit geringer Verspätung, geschrieben am 02.09.2012--
Die Aussicht von der Dachterrasse

 Viele Liebe Grüßeund bis bald