Donnerstag, 11. Oktober 2012

Alle guten Dinge sind 3.. Hoffentlich


Mein dritter Bericht, geschrieben in der dritten Woche die ich in Ghana verbracht habe.

Leute, es tut mir leid wenn meine Schreibweise vielleicht etwas wirr ist. So bin ich halt :)
Zuletzt hatte ich euch von der Beerdigung geschrieben, auf die ich nicht gehen konnte. Am darauffolgenden Sonntag fand ich mich in einer der vielen Kirchen Swedrus wieder.
Religion ist in Ghana allgegenwärtig. In meinem Wohnort bin ich bis jetzt entweder auf Zugehörige der verschiedenen christlichen Kirchen oder auf Muslime getroffen. Neben diesen sollen in Ghana aber noch viele weitere Glaubensrichtungen wie Buddhismus, Hinduismus, Judentum usw. vertreten sein. Für die Christen allen Alters scheint es eine Selbstverständlichkeit, wenigstens jeden Sonntag zur Kirche zu gehen. So sind die Kirchen hier, anders als ich es aus den Kirchen in Deutschland gewohnt bin, gut besucht. Und das von Menschen aller Altersgruppen.
Jedenfalls sollte an diesem jenen Sonntag ein Gottesdienst zu Ehren eines verstorbenen Mannes abgehalten werden. Die bei gefühlten 35°C noch lauter und länger erscheinenden Predigten auf Fante schallten aus Lautsprechern auf uns herab. Zwischendurch bot der Gesang des Chors etwas Entspannung von den passioniert- euphorisch- überlauten, sich überschreienden und zwischendurch auch mal quietschenden Lautsprecheransagen. Nachdem ich und meine Ohren stolze 3 Stunden überstanden hatten, wurden meine Gastfamilie und ich dann zum Thanksgiving der trauernden Familie eingeladen. Bedeutete: eine Menge Essen und Schnaps in Gedenken an den Verstorbenen. Meine Gastma meinte es etwas gut mit mir und bestellte mir schon zu Beginn ein Bier, danach ein Weiteres und einen Wein. Klar, dass das in der heißen Nachmittagssonne nicht lange ohne Effekt bleiben würde. Also ließ ich mir von meinen ebenfalls betrunkenen Gegenübern Fante beibringen und lehrte sie im Gegenzug ein paar deutsche Floskeln bevor ich behütet von 10 kleinen und großen Kindern zurück in die Stadt torkelte.
Am nächsten Tag, Montag- 10.09., begann ich meine Arbeit als Health Assistant am Governmental Hospital in Swedru. Es befindet sich ca. 20 Minuten Fußweg von meinem Haus entfernt. Oft kann ich mir die Weg Zeit etwas verkürzen- wer mich kennt weiß ja, dass ich sowieso jeden Tag zu spät dran bin. Gut also, dass Swedrus Straßen geradezu überschwemmt von Taxen sind. Taxi heißt in Ghana irgendein Auto beliebiger Größe und noch beliebigeren Zustands mit gelben Kotflügeln. Eine Fahrt kostet 50 Pesewas- in Deutschland würde das so 20 Cent entsprechen.  Ich stelle mich also einfach an die Straße, schaue erwartungsvoll, hebe die Hand oder zische( ja, das ist hier legitimes Mittel um auf sich aufmerksam zu machen). Schon hält eines der Taxen und ich kann's mir- mal allein und mal mit 2 oder 3 Leuten- auf der Rückbank bequem machen.
Ich schweife ab- zurück zur Arbeit. Die Frühschicht beginnt für mich, die an die deutsch- unmenschlichen Arbeitszeiten ab 7.00 oder sogar 6.00 Uhr gewöhnt ist, ziemlich chillig um 8.00 Uhr. Arbeitskleidung ist für Krankenschwestern leider ein weißes Kleid. Leider- weil ich keine Kleider mag. Fürs erste arbeite ich auf der Station für Männer- Male Ward. Es gibt keine Unterteilungen in Fachbereiche sondern nach Männern, Frauen, Kindern und schwangeren Frauen. Auf der Männerstation behandeln wir hauptsächlich Malaria. Ebenfalls relativ häufig beschäftigen uns Männer, die von Autos/ Taxen angefahren wurden. Da das kleine Krankenhaus keine Knochenverletzungen operieren kann, werden diese dann aber meist in ein spezialisiertes Krankenhaus geschickt- wenn sie versichert sind oder das Geld dafür aufbringen können. Generell ist hier schockierend viel vom verfügbaren Geld und von Verwandten der Patienten abhängig. Medikamente sind nicht auf der Station vorrätig sondern müssen nach Rezept des Arztes aus der Apotheke des Krankenhauses geholt werden. Auf einen Arzt zu treffen ist hier nicht allzu einfach, weil es nur 3 für das gesamte Krankenhaus gibt. Da viele Patienten schwer krank sind, müssen also immer Verwandte draußen warten um dann im seltenen Moment der Anwesenheit eines Arztes neue Medikamente besorgen zu können. Außerdem müssen sie ihre kranken Väter, Brüder, Söhne etc. mit Essen und Trinken versorgen( sogar Wasser muss draußen gekauft werden); sie wenn nötig füttern, sie waschen und umsorgen. Da kommt vielleicht die Frage auf, was denn das Pflegepersonal mache. Also: wir putzen jeden Tag die Fenster, verabreichen Medikamente, messen Blutdrücke, Temperaturen und Blutzuckerwerte; ab und zu mal ein Verbandswechsel oder jemanden im Rollstuhl zum 3 Minuten entfernten Röntgenhaus oder OP bringen. Außerdem werden Patienten aufgenommen, Akten gepflegt, und und und.

Demnächst nehme ich meine eigentliche Arbeit im kleinen OP des Krankenhauses auf.

Am letzten Wochenende gönnte ich mir mit 3 anderen befreundeten Voluntärinnen einen kleinen Trip an den Strand, nach Cape Coast. Cape Coast ist die Hauptstadt der Central Region( in der ich wohne), die wohl drittgrößte Stadt Ghanas und Standort einer der vielen Sklavenburgen. Zum Thema Skalvenburg schreibe ich nochmal wenn ich sie besichtigt habe und mehr dazu sagen kann..



Strand von Cape Coast mit Sklavenburg

Einer von hunderten angespülten Fischen- warum auch immer..
Die Fahrt mit Tro- Tro und Taxi war relativ entspannt, wenn auch holperig. So erreichten wir unser Ziel am Samstagnachmittag. Direkt am Strand und in direkter Umgebung zur Burg befinden sich gleich 2 Hotels, die von deutschen geleitet werden. Unsere Wahl fiel auf das Baobab, ein kleines Hotel mit zugehöriger Baobab Children Foundation. Diese bietet an einer Schule mit anderem Standort eine Handwerk/ Kunsthandwerkausbildung für analphabetische Jugendliche und Körperbehinderte aus sehr armen Verhältnissen. Im Shop kann mensch dann einige Souvenirs zugute der Stiftung erstehen. Nach dem Einchecken trieb es uns dann zum zweiten "deutschen" Hostel Oasis, um endlich wieder Pommes, Hamburger und Pizza essen zu können. Gesagt, getan. Gegen 23 Uhr begaben wir uns dann auf den Nachhauseweg. Hier passierte dann leider das, was wohl so einigen leichtsinnigen Touries passiert, wenn sie nachts auf verlassenen Straßen mit ihren Handtaschen zu einem Hostel unterwegs sind, in dem nur Weiße wohnen. Kaum hatte ich die 2 Typen die entspannt auf uns zu schlenderten erblickt, riss der eine schon die Tasche meiner Freundin von ihrem Arm und verschwand damit im Dunkeln. Ein ghanaischer Freund der mit uns ging rannte mutiger Weise sofort hinterher- ohne Erfolg. Der zweite ging in diesem Trubel unbemerkt an mir vorbei und fragte dann eine andere Freundin die hinter mir stand was passiert sei. Als sie antwortete riss er auch ihr die Tasche vom Arm und folgte seinem "Komplizen". Da wir wie angestochen schrien kam eine ebenfalls hysterisch schreiende Gruppe Ghanaer_innen wie aus dem Nichts zu uns gelaufen um zu helfen. In diesem heillosen Durcheinander näherte sich dann auch noch ein schwarzes Auto mit getönten Scheiben und wummernder Musik um neben uns stehen zu bleiben. Zeit um ins Hostel zu flüchten. Als wir uns vom Schrecken erholt hatten stellten wir fest, dass neben Handys, Geld, Visakarte etc. auch noch der Zimmerschlüssel in einer der Taschen befand. Es gab zwar einen Zweitschlüssel aber wie ihr euch sicher vorstellen könnt, hatten wir keinen allzu ruhigen Schlaf. Inzwischen ist der Schock glücklicher Weise verflogen und es bleibt eine leichte Paranoia beim Gang über Ghanas Straßen aber auch die Gewissheit, dass die Menschen hier sehr hilfsbereit und wir im Grunde doch gut behütet sind.
Ich denke das waren genug Neuigkeiten und Eindrücke für heute. Viele liebe Grüße an euch.