Donnerstag, 20. Juni 2013

Ein Zwischenbericht



Seit 3 Tagen arbeite ich mit den Community Health- Krankenschwestern zusammen. Eine sehr interessante und abwechslungsreiche Arbeit, von der ich kurz berichten möchte. Zwei große Blogeinträge habe ich schon fertig geschrieben, warte allerdings noch auf die Bilder dazu.
Am Dienstag habe ich mich mit einigem Halbwissen auf die Suche nach dem kleinen Krankenhausableger der Community Nurses gemacht. Sie tragen braun, geben Neugeborenen täglich Tuberkuloseimpfungen auf der Entbindungstation und machen Hausbesuche in der Community- in und um Swedru. So weit so gut.
Etwas zu spät angekommen und durch die halbe Stadt geirrt nimmt mich die Oberschwester in  Empfang und führt mich zu den anderen Krankenschwestern in einen Nebentrakt.
In Ghana wie in Deutschland kann es problematisch sein, auf eine Gruppe weiblicher junger Kolleginnen zu treffen- Lästern, Grüppchenbildung und Co. liegen besonders bei den Berufen mit hohem Anteil weiblicher Mitarbeiterinnen- Krankenschwestern, Friseurinnen oder Näherinnen- an der Tagesordnung. Außerdem bleibt mir beim häufigen Abteilungswechsel manchmal wenig Zeit zum Eingewöhnen und Freunde machen. Daher ist mein Joker für freundliche Kolleginnen: meine Gastmutter. Sie hat über viele Jahre hinweg in dieser Abteilung gearbeitet und kennt jede Schwester, jeden Pfleger. Sobald ich also erwähne, dass ich bei Linda wohne, sind alle extra nett.
Im kleinen Trakt warten also Frauen mit ihren Kindern in 3 Stuhlreihen sitzend darauf, von den Krankenschwestern aufgerufen zu werden. Wenn das geschieht, kommen sie zum Schreibtisch, geben ihren Kinderimpfpass ab und schon wird- je nach Alter und Vorimpfungen- gegen all das Immunisiert, das noch ein leeres Feld bildet: Gelbfieber, Cholera- und Rotavirenschluckimpfung, 5fach Impfung gegen Tetanus, Diphtherie... eben alles, wogegen ich als Kind in Deutschland auch geimpft wurde.. Mit ein paar Tropenerkrankungen extra. Der ghanaische Staat zahlt dafür, niemand soll wegen Geldmangels eine Ausnahme bilden.
Am nächsten Schreibtisch werden Kinder bis zu 5 Jahren regelmäßig gewogen und das Ergebnis in eine Tabelle des Impfkalenders eingetragen, um die gesunde Entwicklung der Kleinsten beobachten zu können. Ist ein Kind auffällig oder bedrohlich unterernährt, dann bekommt es " Plumpynuts": breiige Riegel, die eine sehr Nährstoffreiche Mischung aus Soya und Erdnüssen enthalten. Gespendet von den U.S.A. können die Kinder mit 2 mal 500kcal am Tag ausgestattet werden, bis sie nach einer Woche zum nächsten Wiegen kommen.
In einem der kleinen Räume des Gebäudes finden sich die Mütter zum Family Planning ein. Hier werden sie zu möglichen Verhütungsmethoden beraten- natürliche Methoden, Frauen- und Männerkondome, Monatsspritze, Spirale, Progesteronstäbchen, Spermizide und Sterilisation. Eine junge Frau ließ sich Progetseronstäbchen unter die Haut implantieren- 2 für 5 Jahre kontrazeptiver Wirkung.

Christlich- private Grundschule und Kindergarten beim Besuch am Mittwoch

.. die Körperpflege geht von Kopf bis Fuß- ich hoffe ihr wisst das alle? Jaaa, Madame Nurse..

Was muss man täglich mit den Haaren machen? Richtig- kämmen.


 Die Kleinsten hören interessiert zu.


.. dann zeigt mal, ob ihr auch unter den Fingernägeln geputzt habt..
Gestern, also am Mittwoch und heute haben wir in einer Gruppe von Schwestern und Pflegern Schulen besucht. Die Kinder der ersten bis dritten Klassen wurden über Grundhygiene aufgeklärt, anschließend von uns auf Sauberkeit der Zähne, Fingernägel, Schuluniform und so weiter geprüft. Gab es Mängel wurde aufgeklärt und der Schulleitung berichtet. Zum Schluss wurden auch erste Hilfe- Medikamente, Toiletten, Handwaschvorrichtungen und Küche inspiziert.
Nach getaner Arbeit strömten wir in kleinen Gruppen in verschiedene Richtungen aus, um random Hausbesuche abzustatten. Emanuel und ich gingen gestern zu einem nahen Zongo, der Name der muslimischen Stadtviertel. Wir sind also einfach nach eigenem Ermessen in irgendwelche Häuser gegangen, um die Bewohner zum Beispiel über Tuberkulose aufzuklären- anlässlich der dieswöchigen Tb- Woche. Tb- Woche bedeutet, dass Bürger vermehrt darauf hingewiesen werden, dass Tuberkulosetests vom ghanaischen Staat bezahlt werden und dass sowohl Diagnostik als auch Therapie kostenlos sind. Auch für Menschen ohne Krankenversicherung.
Heute haben wir beim Besuch eine Frau im mittleren Alter angetroffen, die uns erzählte, bereits Mutter von 10 Kindern zu sein. Wir haben also versucht, sie von einem Besuch in der Familienplanungsabteilung zu überzeugen. Hoffentlich lässt sie sich in der nächsten Woche dort beraten- versprochen hat sie es jedenfalls. Sie erzählte, bereits dort gewesen zu sein, dann aber Angst von den Geschichten bekommen zu haben, die von anderen Frauen darüber verbreitet wurden.

" You know, in Ghana we like to gossip a looot!"






Die Privatschule, die wir heute besucht haben.

Die 2. und 3. Klasse, begeistert von der weißen Krankenschwester "Nurse Lisa".


Oburoni Bye- bye!