Mein dritter Bericht, geschrieben in der dritten Woche die ich in Ghana verbracht habe.
Leute, es tut mir leid wenn meine Schreibweise vielleicht etwas wirr
ist. So bin ich halt :)
Zuletzt hatte ich euch von der Beerdigung geschrieben, auf die ich nicht
gehen konnte. Am darauffolgenden Sonntag fand ich mich in einer der vielen
Kirchen Swedrus wieder.
Religion ist in Ghana allgegenwärtig. In meinem Wohnort bin ich bis
jetzt entweder auf Zugehörige der verschiedenen christlichen Kirchen oder auf
Muslime getroffen. Neben diesen sollen in Ghana aber noch viele weitere
Glaubensrichtungen wie Buddhismus, Hinduismus, Judentum usw. vertreten sein.
Für die Christen allen Alters scheint es eine Selbstverständlichkeit,
wenigstens jeden Sonntag zur Kirche zu gehen. So sind die Kirchen hier, anders
als ich es aus den Kirchen in Deutschland gewohnt bin, gut besucht. Und das von
Menschen aller Altersgruppen.
Jedenfalls sollte an diesem jenen Sonntag ein Gottesdienst zu Ehren
eines verstorbenen Mannes abgehalten werden. Die bei gefühlten 35°C noch lauter
und länger erscheinenden Predigten auf Fante schallten aus Lautsprechern auf
uns herab. Zwischendurch bot der Gesang des Chors etwas Entspannung von den
passioniert- euphorisch- überlauten, sich überschreienden und zwischendurch
auch mal quietschenden Lautsprecheransagen. Nachdem ich und meine Ohren stolze
3 Stunden überstanden hatten, wurden meine Gastfamilie und ich dann zum Thanksgiving
der trauernden Familie eingeladen. Bedeutete: eine Menge Essen und Schnaps in
Gedenken an den Verstorbenen. Meine Gastma meinte es etwas gut mit mir und
bestellte mir schon zu Beginn ein Bier, danach ein Weiteres und einen Wein.
Klar, dass das in der heißen Nachmittagssonne nicht lange ohne Effekt bleiben
würde. Also ließ ich mir von meinen ebenfalls betrunkenen Gegenübern Fante beibringen
und lehrte sie im Gegenzug ein paar deutsche Floskeln bevor ich behütet von 10
kleinen und großen Kindern zurück in die Stadt torkelte.
Am nächsten Tag, Montag- 10.09., begann ich meine Arbeit als Health
Assistant am Governmental Hospital in Swedru. Es befindet sich ca. 20 Minuten
Fußweg von meinem Haus entfernt. Oft kann ich mir die Weg Zeit etwas verkürzen-
wer mich kennt weiß ja, dass ich sowieso jeden Tag zu spät dran bin. Gut also,
dass Swedrus Straßen geradezu überschwemmt von Taxen sind. Taxi heißt in Ghana
irgendein Auto beliebiger Größe und noch beliebigeren Zustands mit gelben
Kotflügeln. Eine Fahrt kostet 50 Pesewas- in Deutschland würde das so 20 Cent
entsprechen. Ich stelle mich also
einfach an die Straße, schaue erwartungsvoll, hebe die Hand oder zische( ja,
das ist hier legitimes Mittel um auf sich aufmerksam zu machen). Schon hält
eines der Taxen und ich kann's mir- mal allein und mal mit 2 oder 3 Leuten- auf
der Rückbank bequem machen.
Ich schweife ab- zurück zur Arbeit. Die Frühschicht beginnt für mich,
die an die deutsch- unmenschlichen Arbeitszeiten ab 7.00 oder sogar 6.00 Uhr
gewöhnt ist, ziemlich chillig um 8.00 Uhr. Arbeitskleidung ist für
Krankenschwestern leider ein weißes Kleid. Leider- weil ich keine Kleider mag. Fürs
erste arbeite ich auf der Station für Männer- Male Ward. Es gibt keine
Unterteilungen in Fachbereiche sondern nach Männern, Frauen, Kindern und schwangeren
Frauen. Auf der Männerstation behandeln wir hauptsächlich Malaria. Ebenfalls
relativ häufig beschäftigen uns Männer, die von Autos/ Taxen angefahren wurden.
Da das kleine Krankenhaus keine Knochenverletzungen operieren kann, werden
diese dann aber meist in ein spezialisiertes Krankenhaus geschickt- wenn sie
versichert sind oder das Geld dafür aufbringen können. Generell ist hier
schockierend viel vom verfügbaren Geld und von Verwandten der Patienten abhängig.
Medikamente sind nicht auf der Station vorrätig sondern müssen nach Rezept des
Arztes aus der Apotheke des Krankenhauses geholt werden. Auf einen Arzt zu
treffen ist hier nicht allzu einfach, weil es nur 3 für das gesamte Krankenhaus
gibt. Da viele Patienten schwer krank sind, müssen also immer Verwandte draußen
warten um dann im seltenen Moment der Anwesenheit eines Arztes neue Medikamente
besorgen zu können. Außerdem müssen sie ihre kranken Väter, Brüder, Söhne etc.
mit Essen und Trinken versorgen( sogar Wasser muss draußen gekauft werden); sie
wenn nötig füttern, sie waschen und umsorgen. Da kommt vielleicht die Frage
auf, was denn das Pflegepersonal mache. Also: wir putzen jeden Tag die Fenster,
verabreichen Medikamente, messen Blutdrücke, Temperaturen und Blutzuckerwerte;
ab und zu mal ein Verbandswechsel oder jemanden im Rollstuhl zum 3 Minuten
entfernten Röntgenhaus oder OP bringen. Außerdem werden Patienten aufgenommen, Akten gepflegt, und und und.
Demnächst nehme ich meine eigentliche Arbeit im kleinen OP des
Krankenhauses auf.
Am letzten Wochenende gönnte ich mir mit 3 anderen befreundeten
Voluntärinnen einen kleinen Trip an den Strand, nach Cape Coast. Cape Coast ist
die Hauptstadt der Central Region( in der ich wohne), die wohl drittgrößte Stadt Ghanas und
Standort einer der vielen Sklavenburgen. Zum Thema Skalvenburg schreibe ich
nochmal wenn ich sie besichtigt habe und mehr dazu sagen kann..
Strand von Cape Coast mit Sklavenburg |
Einer von hunderten angespülten Fischen- warum auch immer.. |
Die Fahrt mit Tro- Tro und Taxi war relativ entspannt, wenn auch
holperig. So erreichten wir unser Ziel am Samstagnachmittag. Direkt am Strand
und in direkter Umgebung zur Burg befinden sich gleich 2 Hotels, die von deutschen geleitet werden. Unsere Wahl fiel auf das Baobab, ein kleines Hotel mit zugehöriger
Baobab Children Foundation. Diese bietet an einer Schule mit anderem Standort
eine Handwerk/ Kunsthandwerkausbildung für analphabetische Jugendliche und
Körperbehinderte aus sehr armen Verhältnissen. Im Shop kann mensch dann einige Souvenirs
zugute der Stiftung erstehen. Nach dem Einchecken trieb es uns dann zum zweiten
"deutschen" Hostel Oasis, um endlich wieder Pommes, Hamburger und Pizza essen zu
können. Gesagt, getan. Gegen 23 Uhr begaben wir uns dann auf den Nachhauseweg.
Hier passierte dann leider das, was wohl so einigen leichtsinnigen Touries
passiert, wenn sie nachts auf verlassenen Straßen mit ihren Handtaschen zu
einem Hostel unterwegs sind, in dem nur Weiße wohnen. Kaum hatte ich die 2
Typen die entspannt auf uns zu schlenderten erblickt, riss der eine schon die
Tasche meiner Freundin von ihrem Arm und verschwand damit im Dunkeln. Ein ghanaischer Freund der mit uns ging rannte
mutiger Weise sofort hinterher- ohne Erfolg. Der zweite ging in diesem Trubel
unbemerkt an mir vorbei und fragte dann eine andere Freundin die hinter mir
stand was passiert sei. Als sie antwortete riss er auch ihr die Tasche vom Arm
und folgte seinem "Komplizen". Da wir wie angestochen schrien kam
eine ebenfalls hysterisch schreiende Gruppe Ghanaer_innen wie aus dem Nichts zu
uns gelaufen um zu helfen. In diesem heillosen Durcheinander näherte sich dann
auch noch ein schwarzes Auto mit getönten Scheiben und wummernder Musik um
neben uns stehen zu bleiben. Zeit um ins Hostel zu flüchten. Als wir uns vom
Schrecken erholt hatten stellten wir fest, dass neben Handys, Geld, Visakarte
etc. auch noch der Zimmerschlüssel in einer der Taschen befand. Es gab zwar
einen Zweitschlüssel aber wie ihr euch sicher vorstellen könnt, hatten wir
keinen allzu ruhigen Schlaf. Inzwischen ist der Schock glücklicher Weise verflogen
und es bleibt eine leichte Paranoia beim Gang über Ghanas Straßen aber auch die
Gewissheit, dass die Menschen hier sehr hilfsbereit und wir im Grunde doch gut
behütet sind.
Ich denke das waren genug Neuigkeiten und Eindrücke für heute. Viele
liebe Grüße an euch.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen